Geschrieben am 23.10.2006 15:18
20:40 Uhr | ARTE
Gegen die Wand
„Dein Türkisch ist ganz schön im Arsch!“ Misstrauen schlägt Cahit (Birol Ünel) entgegen, als er bei der Familie von Sibel (Sibel Kekilli) um die Hand der Deutschtürkin anhält. Cahit, Hilfskraft in einer Hamburger Konzerthalle, pfeift auf Heimat und Tradition. Sibel kennt er aus dem Krankenhaus: Er war mit dem Auto gegen die Wand gerauscht, sie hatte sich die Pulsadern aufgeschnitten. Sibel leidet unter ihrer strengen Familie, sie will leben, auch „ficken – und nicht nur mit einem Typen“. Um ihren Vater zu täuschen, überredet Sibel den Trinker Cahit zur Scheinehe. Zunächst geht alles gut. Cahit findet durch Sibels Wärme neuen Lebensmut. Als Liebe ins Spiel kommt, nimmt die Geschichte eine katastrophale Wendung…
„Ich hatte mal eine türkische Freundin, die fragte, ob ich Bock hätte, sie zum Schein zu heiraten.“ Ursprünglich wollte Fatih Akin das Erlebnis zu einer Komödie verarbeiten. Dass eine aufwühlend tragische Liebesgeschichte daraus wurde, lag u. a. am Kontakt zu Birol Ünel, den Akin mit selbstzerstörerischen Stars wie Kurt Cobain oder James Dean vergleicht. Mit Wucht und ohne Betroffenheitsklimbim inszeniert, holte „Gegen die Wand“ 2004 den Goldenen Bären der Berlinale – als erster deutscher Film seit 18 Jahren.
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