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Palermo Shooting

Film-, Theater- und Musicalkritiken sind hier Thema (und Gott weiss was noch alles)

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Palermo Shooting

Beitragvon Tigo » 31. Januar 2011, 18:27

Palermo Shooting

Mir ist dieser Film fast eher zufällig in die Hände geraten, aber nachdem ich ihn nun zwei Mal gesehen habe, er mich beim 2. Ansehen noch mehr beeindruckt hat, mag ich ihn sehr gern empfehlen.

Zitat aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Palermo_Shooting

Wim Wenders erzählt in seinem Psychodrama die Geschichte eines Fotografen, der sich beruflich auf dem Höhepunkt des Erfolgs befindet, jedoch vor Lebensangst und Unruhe den Zugang zur Realität verloren hat. Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens begibt er sich nach Palermo, wo er durch die Begegnung mit dem Tod, als personifizierte Figur, eine neue Perspektive zum Leben erhält. Eine entscheidende Rolle spielt in diesem Film die Musik, welche die Hauptperson ständig über Ohrhörer begleitet.


Ich war zunächst sehr skeptisch, wie man sich Campino und derartig oppulente Themen zusammen filmisch dargestellt vorstellen soll - und wurde mehr als positiv überrascht. Der Film ist leise, sanft, zart. Und voller Weisheiten, die wir uns vielleicht alle miteinander im Alltagsleben viel öfter vor Augen halten sollten. Er kommt nicht belehrend daher, er bietet keine Erklärungen an, er stößt uns nur mit der Nase mitten in unser eigenes Dilemma. Unsere hektische Zeit, unsere Unfähigkeit, mitten in diesem Strudel noch wichtig von unwichtig zu entscheiden. Die nicht genommene Zeit, uns auf wirklich wichtige Dinge zu besinnen. Und am Ende wartet der Tod auf jeden von uns. Früher oder später. Haben wir die uns gegebene Zeit wirklich gut genutzt?

23 Anrufe in Abwesenheit zeigt das Display des Handy an. "Wann war ich eigentlich das letzte Mal wirklich anwesend?" fragt sich Finn. Und ich mich auch.

Auch die sich anbahnende Liebesgeschichte bleibt leise, spielt sich nicht in den Vordergrund, ist einfach da, ohne den Zuschauer mit endlosen Liebesszenen oder klassischer Leinwandromantik zu langweilen. Die Bilder sprechen für sich.

Campino gibt den Finn sehr glaubhaft, sehr natürlich, schnörkellos. Lediglich in der direkten Konfrontation mit dem Tod bleibt mir seine Darstellung ein bisschen zu kühl, zu beherrscht, zu unaufgeregt. Giovanna Mezzogiorno als Flavia - sehr sehr gut, natürlich und anrührend. Dennis Hopper als der personifizierte Tod ist - natürlich - umwerfend.

Beeindruckend gut ist die Musik im Film, die eine sehr tragende Rolle spielt. Selten habe ich mich veranlasst gefühlt, einen Soundtrack unbedingt besitzen zu wollen. In diesem Fall schon.

Mein Fazit:
Unbedingt sehenswert! Ein Film, der bewegt, der einem auch nach einigen Tagen noch im Kopf bleibt, der uns allgegenwärtige und doch stets verdrängte Themen präsentiert.

Schade, dass man uns im Fernsehen heute eher mit Filmen bombardiert, an deren Inhalt man sich 10 Minuten nach dem Abschalten schon nicht mehr erinnern kann. Palermo Shooting hat mehr Aufmerksamkeit verdient!
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