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Sabine Friedrich: Wer wir sind

Beitragvon andrea1 » 12. November 2012, 09:19

Ich stelle heute den Roman: „Wer wir sind“ von Sabine Friedrich vor.

http://www.wer-wir-sind.de/

Dieser Roman handelt vom Widerstand im Dritten Reich. Wenn wir an den Widerstand denken, fallen uns als erstes die Geschwister Scholl und Claus Stauffenberg ein und dann wird es schon mühsam. Kreisauer Kreis, Rote Kapelle, da hakt es schon und dass es auch viele Frauen gegeben hat, ist kaum einen bewusst.

Es gab da noch natürlich noch viel mehr, wenn auch schon vergessen und vielleicht auch verschwiegen.
So verwundert es nicht, dass dieser Roman eine Länge von 2.032 Seiten hat, was mich im Vorfeld auch erstmal ins Nachdenken brachte: schaffe ich das überhaupt? Wer allerdings drei Bände Diana Gabaldon lesen kann, kann auch 2.000 Seiten lesen und das Thema interessierte mich doch sehr.

Ich hätte mir keine Sorgen machen müssen. Ich habe zwei Wochen und zwei Tage gebraucht, von denen ich an drei Tagen in dem Buch nicht gelesen habe.
Das Buch liest sich leicht. Es sind eine Vielzahl an Lebensgeschichten von Personen erzählt, in Episodenform miteinander verwoben, aber aufeinander aufbauend und dennoch nicht unübersichtlich. Ich hatte immer den Überblick. Oft habe ich am Rechner gesessen, um mir noch Hintergrundinformationen zu der einen oder anderen Person zu holen, dabei konnte ich feststellen, dass dieser Roman keine Biographie zu den Widerstandskämpfern ist, aber streng biographisch arbeitete. Die Fakten stimmten immer.
Frau Friedrich legte Wert darauf, ihren Personen nicht nur Handlung zugrunde zu legen - nein – vielmehr ließ sie dem Leser einen Blick in das Innerste werfen. Was hat den Widerstandskämpfer dazu bewogen, Widerstand zu begehen? Bei manchen war es aufgrund ihrer Sozialisation schon so angelegt, andere mussten sich gegen alles, was ihnen anerzogen war und gegen die ureigensten Werte neu entscheiden.
Diese menschliche Note ist es, was das Buch so wertvoll macht. Die Teilhabe an den Gefühlen, an der Entwicklung, aber erst recht auch der Prozess, der in ihnen vorging, wenn sie auf ihr Todesurteil, auf ihre Hinrichtung warteten.
Frau Friedrich beschreibt ebenso die Auswirkungen auf die nächsten Angehörigen, Freunde.
Wechselwirkungen.

Dieses Buch hat mich nachdenklich gemacht, bestürzt und manchmal auch wütend. Es hat mich nie kalt gelassen, es hat mich bereichert.

Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der eine Auseinandersetzung, der einen Einblick in die Lebenswelt der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts will. Schnelle und einfache Kost ist es definitiv nicht.
Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es aufgrund seines Umfangs als Hörbuch geben wird.
LG Andrea Bild



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