Wer "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" und "Oskar und die Dame in Rosa" gelesen hat und mochte, dem kann ich auch "Das Evangelium nach Pilatus" empfehlen. Dieses Buch ist zwar ganz anders als die ersten beiden genannten, aber nicht weniger faszinierend.
Das Buch ist tatsächlich das "fehlende" Evangelium des Römers Pilatus. Des Soldaten, der die römische Schule besucht hat, der logisches Denken gelernt hat, der ein Heerführer ist, Menschen anleitet und führt, der von Wundern so gar nichts hält.
Pilatus, der mit der Römerin Claudia vermählt ist, einer stolzen Frau aus gutem Hause, die gelehrt ist und ihre Meinung zu vertreten weiß.
Das Buch beginnt mit Jesus am Ölberg, erzählt in der Ich-Form. Sehr befremdend, nichtsdestotrotz sehr berührend, sehr stark!
Danach beginnt die Erzählung des Pilatus in Form von Briefen an seinen Bruder Titus in Rom. Pilatus, der hartnäckig den Leichnam Jesu suchen lässt. Dessen Frau das Mysterium längst erkannt hat. Pilatus, der Realist.
Ich fand den Anfang des Buches schwierig zu lesen. Und doch bin ich glücklich, über die ersten 100 Seiten hinweggekommen zu sein. Denn es hat sich sehr gelohnt!
Das erste Mal, dass ich verstanden habe, was genau mit dem Ausspruch "wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar" gemeint ist. Aus welcher Situation sie entstanden sein könnte. Wie sehr Jesus selbst gezweifelt haben mag. Wie die ganzen Wunder zustande gekommen sein könnten. Wie sehr Jesus Liebe bedeutet.
Ein Buch nicht nur für Christen, sondern auch für Zweifler und Ungläubige.
Gefallen hat mir auch das Nachwort des Autors, in dem er einige persönliche Gedanken zur Geschichte, zum Aufbau, zu Gläubigen und Ungläubigen beschreibt.
Ein wertvolles Buch nach meiner Meinung.
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