Anmelden    Registrieren
  • Autor
    Nachricht

Paul Celan: Gedichte

Beitragvon Gytha » 31. Juli 2007, 08:35

Ich gebe zu, ich hatte bis gerade eben noch nie etwas von Paul Celan gehört :O Aber lt. Wikipedia ist er wohl einer der herausragenden Lyriker der Nachkriegszeit. Nun gut, wieder etwas gelernt ;)

Und Gedichte sind ja auch nicht unbedingt mein Fall. Aber eines seiner Gedichte, das ausgerechnet in einem "Tatort" rezitiert wurde, hat mich neugierig gemacht:

Ein schöner Kahn ist der Sarg, geschnitzt im Gehölz der Gefühle.
Auch ich fuhr blutabwärts mit ihm, als ich jünger war als dein Aug.
Nun bist du jung wie ein toter Vogel im Märzschnee,
nun kommt er zu dir und singt sein französisches Lied.
Ihr seid leicht: ihr schlaft meinen Frühling zu Ende.
Ich bin leichter:
ich singe vor Fremden.


O.k., etwas morbide ist es schon, von daher wohl eher für den Herbst und Winter geeignet ;)
Jetzt habe ich mir mal eine Ausgabe seiner Gedichte bestellt und bin jetzt schon neugierig. Bericht erfolgt dann später.
Gruß
Gytha

-------------------
Bild
Die Berühmtheit mancher Zeitgenossen hängt mit der Blödheit der Bewunderer zusammen. (Heiner Geissler, dt. Politiker)
Benutzeravatar
Gytha
Gummibärchen Huhöfer-Steintz
 
Beiträge: 15548
Registriert: 27. Juli 2007, 22:42
Wohnort: OWL
Das Forum ist für mich: Das Wichtigste gleich nach dem Gatten und der Katzenbande

Ich pass immer auf euch auf.

Re: Paul Celan: Gedichte

Beitragvon Marada » 31. Juli 2007, 08:36

Wir haben in der Schule sein "Sprachgitter" durchgenommen - damals fand ich es nur grauenvoll, inzwischen mag ich seine Gedichte mal mehr mal weniger, je nach Stimmung.

SPRACHGITTER

Augenrund zwischen den Stäben.

Flimmertier Lid
rudert nach oben,
gibt einen Blick frei.

Iris, Schwimmerin, traumlos und trüb:
der Himmel, herzgrau, muß nah sein.

Schräg, in der eisernen Tülle,
der blakende Span.
Am Lichtsinn
errätst du die Seele.

(Wär ich wie du. Wärst du wie ich.
Standen wir nicht
unter einem Passat?
Wir sind Fremde.)

Die Fliesen. Darauf,
dicht beieinander, die beiden
herzgrauen Lachen:
zwei
Mundvoll Schweigen.
Marada
 

Re: Paul Celan: Gedichte

Beitragvon MiniMietz » 31. Juli 2007, 08:36

Von Paul Celan kannte ich bislang nur die "Todesfuge", da bin ich auch pflichtlektüre-geschädigt.

Fand ich damals extrem bedrückend und habe mich nicht weiter mit dem Autor beschäftigt.

Aber die Textbeispiele von Gytha und Marada machen mich neugierig.
MiniMietz
 

Re: Paul Celan: Gedichte

Beitragvon Gytha » 31. Juli 2007, 08:37

Mietz, jetzt hast du mich aber ordentlich erschreckt 8o

Klar kenne ich die Todesfuge - "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland".
Sie war sozusagen der "rote Faden" in dem sehr beeindruckenden Bericht "Shoa", der vor vielen Jahren im TV gezeigt wurde. Aber ich habe wirklich bis gerade eben nicht gewusst, dass die "Todesfuge" von Celan ist. Hat "es" mich wieder gefunden? 8o
Gruß
Gytha

-------------------
Bild
Die Berühmtheit mancher Zeitgenossen hängt mit der Blödheit der Bewunderer zusammen. (Heiner Geissler, dt. Politiker)
Benutzeravatar
Gytha
Gummibärchen Huhöfer-Steintz
 
Beiträge: 15548
Registriert: 27. Juli 2007, 22:42
Wohnort: OWL
Das Forum ist für mich: Das Wichtigste gleich nach dem Gatten und der Katzenbande

Ich pass immer auf euch auf.

Zurück zu Klassische Literatur

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast

cron