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Hörbuch-Tipp: Fleisch ist mein Gemüse

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Hörbuch-Tipp: Fleisch ist mein Gemüse

Beitragvon blue_eyes_71 » 5. August 2007, 14:33

Das Hörbuch wurde mir vor einigen Wochen von einem Arbeitskollegen ans Herz gelegt. Nachdem ich auch hier im Forum einige positive Meldungen hatte, kam es auf den ipod und dann auf die Ohren. Der Autor selbst liest das Buch und hat zugegeben nicht gerade die Männerstimme, die ich als angenehm beschreiben würde, aber er vertont das ganze sehr gut. Mir gefallen die einzelnen Dialekte, etwas nervig, das Gesinge ist etwas schräg.

Fazit: Für jeden der es gerne mal etwas seichter hat, gerne mal herzlich lacht würde ich „Fleisch ist mein Gemüse empfehlen“ ***** Lustig gemacht, genau richtig zum Abschalten.

www.ndr.de schreibt sehr passend:

… Den ganzen Abend "Ein bisschen Spaß muss sein". Was geht eigentlich in einem Musiker vor, der das jedes Wochenende herunterdudeln muss - auf Schützenfesten, Faschingsfeiern und Hochzeiten. Heinz Strunk hat das zwölf Jahre lang durchgemacht als Saxophonspieler. Darüber hat er ein Erinnerungsbuch geschrieben aus dem Schattenreich der Tanzmusik.

"Es geht darum, dass Tanzmusiker mit den angenehmen Seiten des Rock'n'Roll nichts zu tun haben", stellt Autor Strunk klar. "Und es geht auch nicht um Karriere, nicht um visionäre künstlerische Ideen, es geht im allgemeinen gar nicht um Kunst. Es geht noch nicht einmal besonders viel um Musik, sondern die meisten Tanzmusiker sind sogar eher unmusikalisch, interessieren sich auch nicht für Musik. Musik ist rein Mittel zum Zweck, um Geld zu verdienen. Es ist ein Dienstleistungsgewerbe."
Rettungsanker Humor

Als wäre das nicht alles schon schlimm genug: Heinz Strunk wuchs auf in Harburg, in dem Hamburger Stadtteil der an dem falschen, dem südlichen Ufer der Elbe liegt. Während andere Städte einen Dom oder eine Burg als Wahrzeichen haben, hat Harburg die Phoenix-Gummiwerke. Die einzige Rettung aus diesem norddeutschen Dilemma: "Humor ist für mich eigentlich die adäquateste und beste Möglichkeit mit meiner persönlichen Tragik umzugehen und das ich mir das Leben selber ein wenig erträglicher gestalte", meint Strunk. "Ich habe auch wiederum die Erfahrung gemacht, dass Leute, denen eher Glück in die Wiege gelegt worden ist und die schon morgens beim Duschen pfeifen, das die im Schnitt Humor eher gar nicht benötigen."

Humor für die Seele und Fleisch für den Bauch. Heinz Strunk weiß, was einsame Männer in der Provinz trösten kann: "Obst ist ein Nahrungsmittel für Bewohner subtropischer und tropischer Regionen; Gemüse dient in erster Linie der farbenfrohen Auflockerung des mit verschiedenen Fleischsorten bestückten Tellergerichts. Deshalb mit Obst und Gemüse sparsam umgehen, weil es sonst schnell zu einer unerwünschten Vorsättigung kommt! Der Mensch ist kein Beilagenesser. Fleisch ist mein Gemüse!" (Auszug aus dem Buch.)

Heinz Strunk: "Ich glaube, dass ich schonungslos mit mir selber umgehe und das meine Arbeiten von einer enormen Ehrlichkeit und damit auch von einer Tiefe geprägt sind. Und auch in dem Buch, glaube ich, das der doch schonungslose Umgang mit meiner sexuellen Frustration der damaligen Jahre nicht jedermanns Sache gewesen wäre." Abends Rumtata auf Bällen ohne jegliche sexuelle Höhepunkte. Und tagsüber gefangen in einem Wohngebiet in Harburg - geprägt von Enge, Stagnation und einer Mitbewohnerin: seiner depressiven Mutter. "Ganz armes Würstchen"

Das Leben könnte schöner sein! Vor allem wenn dann auch noch die Frauenwelt keinerlei Interesse an einem zeigt. Heinz Strunk liest: "Weiber waren leider totale Fehlanzeige, denn Tanzmucker bewegten sich mit ihrem Sozialprestige ungefähr auf dem Niveau von Aushilfskellnern. Man wurde nicht als Musiker wahrgenommen, sondern als ganz armes Würstchen, das auf der Bühne herumhampeln muss, damit es finanziell irgendwie reicht. Hinzu kam, dass keiner von uns auch nur im Entferntesten attraktiv war. Linkische Käuze, die aus groben Gesichtern in Unendliche starrten, picklige Harlekine im Clownsgewand, uncool und ohne einen Hauch von Charme."

Heinz Strunk hat inzwischen den Absprung von der Gasthof-Bühne geschafft. Jetzt stürmen die Leute die Hallen und wollen ihn spielen und vor allem aus seinem Buch lesen hören. Lesung: "Ja, liebe Freunde und ich hoffe, ich darf schon - wie gewohnt - Freunde sagen. Erst einmal ein großes Hallo und herzlich Willkommen hier auf dem Dampfer der guten Laune, der jetzt ablegt. Hoffentlich auch mit Ihnen an Bord."

Vielleicht haben ihn gerade 12 Jahre inmitten von schunkelnden Menschen voll von Alkohol zu dem Heinz Strunk gemacht, der er jetzt ist. Ein Humorist. Er hat den Blick für die kranken Seiten des Lebens. Ein norddeutsches Schicksal - frisch und frei von der Leber weggeschrieben.
blue_eyes_71
 

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