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My beautiful country / Die Brücke am Ibar

Film-, Theater- und Musicalkritiken sind hier Thema (und Gott weiss was noch alles)

Moderator: eriam

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My beautiful country / Die Brücke am Ibar

Beitragvon Tigo » 3. Juli 2015, 08:19

Kurzbeschreibung

Kosovo 1999: Es herrscht ein erbitterter Bürgerkrieg zwischen Serben und Albanern. Danica (Zrinka Cvitesic), eine junge Witwe, lebt mit ihren beiden Söhnen, Vlado (Andrija Nikcevic) und Danilo (Milos Mesarovic) in einfachsten Verhältnissen in einer überwiegend serbischen Siedlung, nahe einer kleinen Stadt, die der Fluß Ibar in einen albanischen und einen serbischen Teil trennt. Der Tod des Familienvaters durch den albanischen Kriegsgegner hat Spuren hinterlassen. Der kleine Danilo spricht seitdem kein Wort mehr und Vlado ist ein Einzelgänger geworden, der die Schule schwänzt. Sein Traum ist ein wunderschönes hellblaues Fahrrad. Um sich dieses leisten zu können, taucht er jeden Tag im Ibar nach Fischen, um sie anschließend einem serbischen Kioskbesitzer (Slavko Stimac) zu verkaufen.
Trotz des Krieges ist das tägliche Leben vom Streben nach Normalität bestimmt. In diese platzt der schwer verwundete UCK Soldat Ramiz (Misel Maticevic), der sich auf der Flucht vor serbischen Soldaten in Danicas Haus rettet. Wider alle Vernunft nimmt Danica Ramiz bei sich auf, pflegt ihn und bringt damit sich und ihre Kinder in Gefahr. Doch Ramiz wird von Danicas Nachbarin denunziert und so findet die langsam erwachende Leidenschaft und Liebe der beiden ein jähes Ende. Ramiz muss auf die albanische Seite fliehen. Wie es das Schicksal will, landet dort ungewollter Weise auch der stumme Danilo. Obwohl die Brücke am Ibar inzwischen gesperrt ist schafft es sein älterer Bruder Vlado, Kontakt zu Ramiz aufzunehmen, der den kleinen Jungen schließlich findet und ihn zu Danica zurück bringen will ...


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Ich habe den Film gestern erst gesehen und er wirkt noch sehr in mir nach.

Was in den ganzen Kurzbeschreibungen mehr nach klassischer Liebesgeschichte klingt, ist im Film so viel mehr. Eine vom Krieg zerrissene Stadt, zerrissene Menschen, vaterlose Kinder, deren Väter entweder im Krieg gestorben oder nicht mehr erwünscht sind, weil sie plötzlich zu der falschen Nation gehören. Und einsame Mütter, die alles tun, um ihren Kindern auch in diesen schlimmen Zeiten ein wenig Normalität zu bieten. Die Geschichte erzählt von Verzweiflung, Mut, Vertrauen und vor allem Menschlichkeit. Sie erzählt uns eindringlich, aber unprätentiös und leise, was Krieg, Fanatismus und Hass aus uns machen. Oder eben nicht, wenn wir den Mut finden, uns selbst treu zu bleiben.

Zrinka Cvitešić ist als Danica ist unglaublich, Mišel Matičević bietet als Ramiz eigentlich nur den passenden Rahmen für ihre starke Darstellung. Die Kinder spielen alle sensationell und so glaubhaft, dass es bisweilen fast weh tut. Selbst sämtliche "Nebenrollen" sind erstklassig besetzt. Ein ganz ganz starker Film.

Mich hat er sehr berührt, dieser Film. Das ist quasi vor unserer Haustüre geschehen, und doch wissen wir so wenig über das, was damals geschah, die zweifelhafte Rolle der NATO, über die Tatsache, dass der Konflikt bis heute nicht wirklich beigelegt ist.

Uneingeschränkte Empfehlung von mir an alle, die sich berühren lassen, sich mit diesem schweren Stück europäischer Geschichte konfrontieren möchten und die nicht zwingend ein Happy End erwarten.

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