Frau Thomas Mann von Inge und Walter Jens

[Walpurga]

Walpurga schrieb am 02.10.2005 20:05 Uhr:
Die Biografie der Katia Mann, die ihr Leben, nach eigener Aussage, ihrem Mann Thomas "widmete", nicht opferte.
Und doch bleibt der modernen, feministischen Frau der Jetztzeit das untrügerliche Gefühl, dass da eine Frau gelebt und gewirkt hat, die die Rolle der Bösewichtin spielte, um Herrn Thomas Mann den Raum und die Zeit zu geben, die er brauchte, um schreiben und dichten zu können. Die ihn vor Menschen bewahrte, die ihn langweilten. Eine Frau, die sich komplett zurückgenommen hat, die eine großartige Organisatorin und Finanzmanagerin war, die stets für die Familie da war und sich doch irgendwo aufopferte. Deren Kinder nicht alle großartig und erfolgreich wurden, sagte sie doch selbst, mit der Pädagogik habe sie es nicht so gehabt. Eine Frau, die auch sehr einsam war.

Ich bin im Zweifel. Anfangs steht das verwöhnte Fräulein Pringsheim im Vordergrund. Später die Managerin, die teils kurz-, teils weitsichtig agiert. Menschlich. Habe ich nun Mitgefühl mit ihr? Verabscheue ich sie? Bewundere ich sie? Ein Buch, das es mir schwer macht, mir ein eindeutiges Urteil erlauben zu können, zu dürfen. Selten, dass ich eine Biografie so zwiespältig aus der Hand gelegt habe.

Unbedingt lesenswert. Macht unglaublich Lust, sich näher mit den Werken Thomas Manns auseinanderzusetzen.